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Melanom Selbsthilfe "Orchidee"

Selbsthilfegruppe für Betroffene und deren Angehörige

Wie es zu dem Namen "Orchidee" kam

Wie es zu dem Namen „Orchidee“ und dem Titelbild gekommen ist, möchte ich mit der nachfolgenden Geschichte kurz erläutern.


Als ich das erste Mal zu meiner Immuntherapie ging, das war im August 2016, war ich sehr aufgeregt und voller Angst. Zum Glück begleitete mich mein Mann, dadurch wurde es für mich etwas erträglicher.

Mein „Port“, den ich mir kurz zuvor noch legen ließ, schmerzte immer noch, was mich nicht gerade entspannter machte. Da meine Venen aber nicht die Besten sind, fand ich diese Lösung besser.


So, da saß ich nun, in einem relativ bequemen Sessel in der UCT Tagesklinik der Uniklinik Frankfurt/Main und schaute mich ziemlich ängstlich um.

Man hat mir das sicherlich nicht angesehen, ich kann meine Unsicherheit ganz gut hinter meiner großen Klappe verbergen, aber innerlich fühlte ich mich schrecklich.


Dann sah ich auf einmal, mir gegenüber, einen älteren kleinen Mann sitzen. Er sah sehr sympathisch aus. Recht klein, mit langem weißen Bart und weißen Haaren. Er lag völlig entspannt, in seine Decke eingemummelt, da.

An diesem Morgen waren noch weitere "Neue" da und das sah man auch, denn alle „Neuen“ schauten etwas ängstlich.


Auf einmal fing der "alte Mann" an zu erzählen. Wie dankbar er dem Entdecker der Immuntherapie sei, die er jetzt schon zum 32. Mal bekäme, denn er hätte schon seit 17 Jahren den schwarzen Hautkrebs und sei schon unzählige Male daran operiert worden.

Er ging dann auch etwas ins Detail, was nicht jeder von uns hören wollte. Mir macht so etwas zum Glück nichts aus, im Gegenteil, wenn ich mich damit beschäftige, verarbeite ich es auch besser. Aber so sind eben die Unterschiede.


Und genau darauf kam der "alte Mann" auf einmal zu sprechen. Er sagte dass wir zwar alle an schwarzem Hautkrebs erkrankt seien und dennoch hat jeder einzelne von uns seinen ganz eigenen, individuellen Krebs.


Er verglich uns mit den Orchideen, die erst mal sehr ähnlich aussehen, aus der gleichen Familie kommen und doch jede einzelne ganz einzigartig und individuell ist. Und wenn es nur ein einziges Pünktchen in der Blüte sei, das den Unterschied mache, so könne man keine mit der anderen gleichsetzen.


Ich kann nicht genau sagen, was dieser Satz bei mir damals ausgelöst hat, ich merkte nur, dass ich auf einmal viel ruhiger und entspannter wurde. Dass mir klar wurde, ich kann und darf mich nicht mit anderen vergleichen. Jeder hat da seine eigene Geschichte und seinen eigenen Krankheitsverlauf. Und ja, manche schaffen es auch nicht, was aber nicht gleich bedeutet, dass ich es auch nicht schaffe.


So konnte ich meinen Platz finden, konnte mich als Individuum sehen, ich zog mir nicht die Schuhe eines Anderen an, die mir eh nicht passen würden.


Die Orchidee bekam aber noch eine andere, wichtige Bedeutung für mich. Wie oft, wenn sie alle Blüten verloren haben, sehen Orchideen tot aus, so als ob nichts mehr zu machen wäre. Doch dann, auf einmal erblühen sie wie aus dem Nichts zu voller Pracht und sehen schöner aus denn je.


So sehe ich mich mittlerweile auch, es gab und gibt auch bei mir die Phasen ohne Blüten, doch das sehe ich heute, wenn auch nicht immer gleich in der Situation, dann aber im Nachhinein, als die Phase der Ruhe, des Kräftesammelns, um dann, nach einer gewissen Ruhephase wieder in voller Pracht zu erblühen.

Das geht, glaubt mir und da habe ich eine absolute Hochachtung vor meinem Körper, was dieser im Stande ist zu leisten. Wir sollten uns da vertrauen, was nicht immer leicht ist in schweren Zeiten, aber es kann gelingen und die Orchideen erinnern mich immer daran, wenn ich es mal vergessen sollte.


Das war meine Geschichte und ich möchte sie dem lieben „alten Mann“ und Mitpatienten widmen, der mir dadurch sehr geholfen hat.


Habt einen schönen Tag und denkt immer an die Orchideen


Gudrun Tiebe

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